Hoyzer-Geständnis erschüttert deutschen Fußball
Referee Robert Hoyzer hat die gegen ihn erhobenen Manipulationsvorwürfe gestanden. Der 25-Jährige gab unter Tränen gegenüber seinen Anwälten zu, für einen fünfstelligen Geldbetrag Fußballspiele manipuliert zu haben. Er bietet sich nun als Kronzeuge an, damit der größte Skandal im deutschen Fußball seit 1971 aufgeklärt wird.
Essen - "Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend. Ich bedauere mein Verhalten zutiefst und entschuldige mich gegenüber dem DFB, meinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans. Ich habe heute vollständig und schonungslos mein Verhalten und mein gesamtes umfangreiches Wissen über alle mir in diesem Zusammenhang bekannten Sachverhalte und Personen dokumentiert und stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung", ließ Hoyzer heute Mittag über seine Anwälte per Pressemitteilung ausrichten, nachdem er in den vergangenen Tagen seine Unschuld beteuert hatte.
Hoyzer gab die Erklärung in den Räumen der Essener Kanzlei Holthoff-Pförtner im Beisein seiner Anwälte ab. Hoyzer sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender TV.Berlin, dass in die Affäre noch "viele andere Leute" verstrickt seien. Hoyzer ließ offen, ob es sich dabei um Schiedsrichter, Spieler, Funktionäre oder Außenstehende handelt. Der Sportmanagement-Student glaubt, dass die Affäre den deutschen Fußball schwer beschädigen werde. Er selbst habe für die Manipulation von Spielen einen fünfstelligen Betrag erhalten, so Hoyzer, dem Kontakte zu einer kroatischen Wettmafia nachgesagt werden.
Der Schiedsrichter aus dem Fußballverband Berlin wird verdächtigt, unter anderem das Erstrundenspiel im DFB-Pokal zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) manipuliert zu haben. Mindestens fünf Partien soll der 25-Jährige verschoben haben, um damit Ergebnisse zu erzielen, auf die er zuvor gewettet hatte.
Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff fürchtet nach Hoyzers Schuldeingeständnis negative Auswirkungen für das Ansehen des deutschen Fußballs. "Mit Sicherheit wird sich aus diesem Fall ein gewisser Imageschaden ergeben, vor allem im Ausland. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dort die Dinge oft anders rüberkommen und pauschalisiert werden", sagte der frühere DFB-Kapitän.
Die Berliner Staatsanwaltschaft wurde von Hoyzers Erklärung überrascht. Sprecher Michael Grunwald sagte zur Ankündigung Hoyzers, als Kronzeuge bei den weiteren Ermittlungen wegen Wettbetrugs zur Verfügung stehen zu wollen: "Wenn er das in die Tat umsetzt, dann wird uns das helfen." Der Strafanzeige des DFB gegen Hoyzer zufolge könne "nicht ausgeschlossen werden", dass der Schiedsrichter "Kontakt zu Wettkunden aus einem bestimmten, vorwiegend von Kroaten besuchten Lokal in Berlin hatte", wo "offensichtlich gezielt auf von Herrn Hoyzer geleitete Spiele gesetzt wurde", so die Staatsanwaltschaft.
Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, wies die Entschuldigung Hoyzers als "unverzeihlich" zurück. "Hier wurden ideelle Werte verraten und verkauft, das ist unentschuldbar", sagte er. Als ehemaliger Unparteiischer sowie Chef der deutschen und europäischen Schiedsrichter-Gilde habe er zwar schon viel erlebt, aber dieser Vorgang, so Roth sichtlich angeschlagen, "geht mir unglaublich nahe".
Roth gab nach der Krisensitzung der Bundesliga-Schiedsrichter bekannt, dass anstelle des Berliners Dominik Marks am Sonntag Michael Weiner das Zweitliga-Spiel Alemannia Aachen gegen LR Ahlen leiten wird. Roth nannte dies eine "Entscheidung zum Selbstschutz von Marks". Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Robert Hoyzer waren in der Öffentlichkeit auch gegen Marks Anschuldigungen erhoben worden. Laut Roth sei es für Marks unter diesen Umständen "unmöglich geworden", ein Spiel zu pfeifen.
Der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses befürchtet, dass das Vertrauen in die Unparteiischen "über Jahre" gestört sein werde. "Wir müssen da durch, wir haben an die Schiedsrichter appelliert, jetzt nicht überzureagieren", sagte Roth. In der weiteren Bewältigung der Affäre kündigte er an, "gnadenlos und ohne Rücksicht auf Personen aufzuräumen".
Auf den Skandal um Hoyzer reagierte das Gremium mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog. Künftig werden die Unparteiischen, wie bei Uefa-Spielen üblich, erst zwei Tage vor dem Austragungstermin einer Partie (zuletzt vier Tage) festgelegt. Außerdem werden die Schiedsrichter, die neu in die Zweite Liga aufsteigen, über drei Jahre bei ihren Partien in der Regionalliga beobachtet. Dazu sollen auch die Erstrunden-Spiele im DFB-Pokal, die bisher nicht observiert wurden, zukünftig mit einem Schiedsrichter-Beobachter besetzt werden. [Quelle: Spiegel Online]
UNGLAUBLICH !!!
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Baltic@Son²« (27. Januar 2005, 17:08)