Nordkurier - Haff-Zeitung
Artikel vom 29.01.2005
Beim Greifen-Nachwuchs kriselt’s
Torgelower SV fehlt es an Talenten – Verein zieht B-Jugend aus der Bezirksliga zurück
Von unserem Redaktionsmitglied
Thomas Krause
Torgelow. Ein Anfang ist gemacht: Jeden Dienstag vergnügen sich Jungen aus der Kita „Villa Kunterbunt“ beim Fußball. Jenseits aller Regeln treten die Knirpse gegen den Ball, laufen und toben, wie sie es gerne mögen. Aufmerksamer Beobachter des Treibens auf dem Gelände der Einrichtung in Torgelow ist Joachim Schleise. Der Nachwuchs-Chef des Torgelower SV Greif ist sozusagen Erfinder des Projektes, von dem sich der Fußballverein eines erhofft: viele neue
Greifen.
Denn das ist derzeit das größte Problem bei den Ueckerstädtern: Während die Männer den Aufstieg in die vierthöchste Liga Deutschlands im
Visier haben, durchlebt der Nachwuchs eine Krise.
Alle Bereiche
„Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es nur noch darum geht, die Mannschaften vollzubekommen“, beschreibt Joachim Schleise die Situation. Und das betreffe alle Altersbereiche, von der A- bis zur F-Jugend. Anfang 2000 kickten die A-Junioren noch in der Regionalliga; nach dem Abstieg ging es stetig bergab. Der Torgelower SV ist in der Bezirksliga inzwischen nicht mal mehr in allen
Altersklassen vertreten. Vorläufiger
negativer Höhepunkt: Der Verein zieht seine B-Jugend sofort aus dem Punktspielbetrieb zurück. Der Rest der Truppe soll nun bereits zu den A-Junioren aufrücken. „Es tut uns wirklich Leid, aber wir sahen keine andere Möglichkeit“, sagt Joachim Schleise. Der Hauptgrund für die Misere ist in erster Linie die demografische Entwicklung. Es gibt einfach zu wenig Kinder, und die, die noch da sind, haben heute unendlich viele Freizeitmöglichkeiten. „Früher haben die meisten Jungs nur Fußball gespielt, heute gibt es Computer und Fernsehen“, meint Schleise. Eine Entwicklung, die der Nachwuchs-Trainer mit großer Sorge registriert. Lösen wird man das Problem, das laut Schleise wohl ein Gesellschaftsproblem ist, auch beim TSV Greif nicht können. „Wir brauchen nicht zu jammern, wir müssen an die Kinder herankommen, die noch da sind“, sagt er.
Doch das gestaltet sich zunehmend als Sisyphusarbeit: Denn die Übungsleiter müssen nicht nur neue Kinder für den Fußball begeistern, es gilt auch jene, die bereits dem Verein angehören, bei Laune zu halten. Schleise hat bei den Nachwuchs-Kickern eine große Selbstzufriedenheit ausgemacht.
Hilfe von Eltern
„Viele wollen sich gar nicht verbessern, sondern nur Spaß haben“, sagt er und räumt ein, dass man bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen vermutlich selbst Fehler mache: „Vielleicht müssen wir die Kinder einfach mehr fordern.“ Ein Gang auf dem Drahtseil: Trainiert man zu hart oder ist zu streng mit den Steppkes, kommen sie das nächste Mal nicht mehr. „Haben wir alles schon gehabt“, sagt der Greif-Übungsleiter. Hilfe erwartet er auch von den Eltern. „Sie müssen ihre Kinder schon zu Hause einfach mehr fordern.“ Zu spüren bekommt die Nachwuchs-Misere auch die Verbandsliga-Elf. „Ich sehe momentan niemanden, der wirklich bei der Ersten anklopfen könnte“, sagt Schleise.
Der Verein will jetzt noch intensiver die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten suchen, auf der Jagd nach Fußball-Talenten. Ans
Aufgeben denkt Nachwuchschef
Joachim Schleise nicht: „Zurzeit durchleben wir eine kleine Krise, aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, da bin ich mir sicher.“
© Nordkurier.de am 29.01.2005